Mehr für Mensch und Welt:Der Regenbogen – (m)ein Symbol der Gegenwart Gottes


Meine Tochter und ich stiegen sofort aus dem Auto, um ihn – wir sind ja Kinder unserer Zeit – zu fotografieren. Im gleichen Augenblick erhielten wir eine WhatsApp-Nachricht in unserer Familiengruppe: „Seht ihr ihn auch? Den Regenbogen.“
Da wurde mir klar, was mich an diesem Phänomen so tief berührt: Es ist nicht nur seine natürliche und dabei doch urgewaltige Schönheit, sondern vor allem seine verbindende Kraft. Der Regenbogen spannt sich über alle nur scheinbaren Gegensätze aus – zwischen Himmel und Erde, Licht und Dunkel, Regen und Sonne. Und in diesem Moment verband er auch uns als Familie: Zwar an verschiedenen Orten, aber im gleichen Staunen vereint – zusammen mit allen Menschen in der Region. Jetzt, in diesem Augenblick – das ist Heute!

Aus meinem christlichen Glauben heraus, dem großen Geschenk meines Lebens, verbindet der Regenbogen noch viel mehr. Er verbindet mich mit Gott – und dadurch mit allen Menschen: mit denen, die ich kenne, und denen, die ich nicht kenne, mit den Lebenden und den Verstorbenen. So ist er für mich das Zeichen des Bundes, den Gott mit den Menschen und seiner Schöpfung geschlossen hat – unverdient und ohne jede menschliche Vorleistung:
„Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde.“ (Gen 9,12f.)
Die Treue dieses Bundes durfte ich in meinem Leben schon oft erfahren – auch im Zeichen des Regenbogens, der, man mag es glauben oder nicht, „mir und uns“ jeweils erschienen ist im Kontext der Beerdigungen meiner Schwiegermutter und meiner Mutter. Und auch nach der Flutkatastrophe, die uns im Ahrtal heimgesucht hat – auf einer Fahrt von Trier zurück in die zerstörte Heimat. Geheimnis des Glaubens, der – im Gegensatz zu Gott selbst – nicht immer einfach ist.
In dieser Ambivalenz des Lebens zwischen Trauer und Angst, Freude und Hoffnung ist der Regenbogen für mich ein besonderes Zeichen der Gegenwart Gottes in meiner, in unserer, in dieser Welt. Denn als Christ weiß ich – das hat mir meine Oma Thekla schon als Kind beigebracht –, dass am Anfang und am Ende des Regenbogens kein Topf mit Gold steht, sondern auf der einen Seite das Taufbecken und auf der anderen Seite die Osterkerze.
Ich wünsche Ihnen von Herzen die Erfahrung des Regenbogens – die Erfahrung des Bundes, der Treue und des Segens Gottes: das Mehr für Mensch und Welt.
Ihr Thomas Fößel